Aktive Echoortung erzeugt bei Blinden ein „visuelles“ Bild im Gehirn

Welches Bild haben Sie von blinden Menschen? Vergessen Sie es, machen Sie sich ein neues! Viele Blinde weltweit fahren Rad, spielen Basketball, gehen Bergwandern, Reisen und machen Sport ohne Begleitung eines Sehenden oder eines Blindenhundes. Sie sind aktiv und selbständig. Durch aktive statt passiver Echoortung gelingt es ihnen ohne Mühe ihre Umwelt zu „sehen“. Die Technik macht Blinde nach wenigen Wochen Übung schon unabhängig.

Als weltweit gefragter Experte, Forscher und Mobilitätstrainer unterrichtet der seit seinem zweiten Lebensjahr blinde Daniel Kish an der Blindenschule in Santa Ana, USA, hält Vorträge und gibt Interviews. Er ist der Gründer und Vorstand der Organisation „World Acces for the Blind“. Neben der Stocktechnik und passiven Echoortung unterrichtet er seine Schüler und Studenten auch in aktiver Echoortung. Aktive Echoortung bedeutet, aus dem zurückfallenden Echo eines scharfen Zungenklicks, ein recht differenziertes dreidimensionales Bild im visuellen Cortex des Gehirns zu erzeugen – ähnlich wie bei den Delphinen.

Diese 250 Meter und weiter reichende Technik wird Klicksonar genannt, da sie die Umwelt mit Schallechos sichtbar macht – bei jedem Zungenklick. Das trainierte Gehirn versteht es, aus den eintreffenden Tonsignalen ein ähnliches Bild zu generieren, wie aus Lichtsignalen.

So funktioniert es: Das Schall wird von unterschiedlichen Materialien relativ eindeutig unterschiedlich reflektiert. Auch die Entfernung des Objektes zum „Betrachter“ ist hörbar. Und nicht zuletzt die sogar die Form ist durch mehrmaliges Zungenklicken gut erkennbar.

Vermischt mit dem passiven Geräuschbild und den konnotativen Fähigkeiten des Gehirns befähigt diese Technik jeden Blinden nach wenigen Wochen Training zu einer Eigenständigkeit, die mittels klassischer Ausbildung nicht annähernd zu erwarten ist. Ich habe unten einige Links mit Beispielen, Videos und Studien zusammengestellt, die blinde Kinder und erwachsene Blinde zeigen.

Es ist heute klar, dass jedes blinde Kind in diesen Techniken unterrichtet werden sollte, um ihm all die Chancen für ein selbständiges Leben zu geben, wie sie auch jeder Sehende hat. Davon sind wir mit den in Deutschland derzeit vermittelten Methoden weit entfernt. Um es andersherum zu sagen: Wer blinden Kindern diese Lehre vorenthält, beraubt sie dieser Möglichkeiten oder begeht im weiteren Sinne unterlassene Hilfeleistung. Denn die Bildverarbeitung aus akustischen Signalen ist in jedem Gehirn angelegt und es ist demnach so, als ob man einem hörfähigen Kind von Geburt an die Ohren verstopft. Dann kann sich der Hörsinn nicht ausbilden, obwohl er vorhanden ist.

Wie Kishs zahlreiche erfolgreiche Ausbildungen von Kleinkindern zeigen, beginnt die Notwendigkeit von Mobilitätstraining mit Stock und akustischen Spielen spätestens, wenn das Kind erstmals selbst gehen kann. Anders als bei der klassischen O+M-Ausbildung in Deutschland, die die Kinder bis zum Vorschulalter dem Zufall überlässt. Aus verschiedenen Gründen ist der Einstieg im zweiten oder dritten Lebensjahr optimal. Besonders für die alters- und entwicklungsgerechte spielerische Sensibilisierung auf passive und aktive Echoortung. Denn die Gehirnentwicklung ist besonders in dieser Phase zugunsten dieser Techniken möglich.

Urheber: Verein zur Förderung blinder Kinder

Als erste Organisation in Deutschland vertreten, fordern und fördern sie die Auffassung, dass Blinde ein ureigenes Anrecht auf ein völlig selbstbestimmtes und damit chancengleiches Leben in der Gesellschaft haben. Die Gründer des Vereins zur Förderung blinder Kinder „Anderes Sehen“ wollen erreichen, dass Blinde auch in Deutschland ein Leben ohne fremdbestimmte Grenzen führen können.

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